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Home ›Germany - Oberverwaltungsgericht Koblenz, 5.08.2015, Az. 1 A 11020/14.OVG - Asylrecht
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Germany - Code of Administrative Court Procedure - Section 132
Germany - Code of Administrative Court Procedure - Section 154
Germany - Code of Administrative Court Procedure - Section 167
Germany - Code of Administrative Procedure - Section 51
Germany - Code of Administrative Procedure - Section 47
Germany - Asylum Procedure Act - Art 27a
Germany - Asylum Procedure Act - Art 27
Germany - Asylum Procedure Act - Section 34a
Germany - Asylum Procedure Act - Section 36
Germany - Asylum Procedure Act - Section 38
Germany - Asylum Procedure Act - Section 71a
Germany - Asylum Procedure Act - Section 73
Germany - Asylum Procedure Act - Section 75
Germany - Asylum Procedure Act - Section 77
Germany - Asylum Procedure Act - Section 83b
Germany - German Civil Code - Section 209
Germany - German Civil Procedure Code - Section 708
Germany - German Civil Procedure Code - Section 711
Ein Antrag auf Anordnung der aufschiebenden gem. § 80 Abs. 5 VwGO ist kein Rechtsbehelf im Sinne von Art. 20 Abs. 1 Buchst. d Satz 2 der Verordnung des Rates (EC) Nr. 343/2003 vom 18. Februar 2003 („Dublin II-VO“). Die Ablehnung eines Antrags nach § 80 Abs. 5 VwGO durch ein deutsches Gericht unterbricht daher nicht die 6-Monatsfrist aus Art. 20 Abs. 2 der Dublin-II-VO für die Überstellung des Antragstellers in einen anderen Mitgliedstaat, welcher (im Wege der rechtlichen Fiktion) die Verantwortung für Prüfung des Asylantrags übernommen hat.
Der Kläger ist iranischer Staatsangehöriger und verließ den Iran, weil er an Demonstrationen teilgenommen und Parolen gegen die Regierung geschrieben hatte, woraufhin einige seiner Freunde verhaftet wurden. Der Kläger reiste im Jahr 2011 über die Türkei und Griechenland nach Italien. Dort hielt er sich 17 Monate auf und beantragte Asyl. Im März 2013 reiste der Kläger nach Deutschland, wo er am 23. April 2013 einen Asylantrag stellte.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge („BAMF“) stellte am 12. Dezember 2013 ein Wiederaufnahmegesuch an Italien, auf das die italienische Behörden nicht reagierten.
Mit Bescheid vom 14. Februar 2014 erklärte das BAMF den Asylantrag für unzulässig und ordnete die Überstellung des Klägers nach Italien an. Der Kläger stellte daraufhin einen Antrag auf Gewährung vorläufigen Rechtsschutzes nach § 80 Abs. 5 VwGO. Dieser Antrag wurde vom Verwaltungsgericht Trier abgelehnt.
Der Antragsteller erhob daraufhin Anfechtungsklage gegen die Entscheidung des BAMF, welche jedoch am 14. August 2014 vom VG Trier abgelehnt wurde.
Hiergegen legte der Kläger Berufung beim OVG Koblenz („OVG“) ein. Er argumentierte, die Anordnung des BAMF zur Überstellung nach Italien sei wegen Ablaufs der 6-Monatsfrist der Dublin II-Verordnung für die Überstellung eines Asylbewerbers in einen anderen Mitgliedstaat der EU unwirksam geworden. Die Vorschriften über die 6-Monatsfrist unter der Dublin II-Verordnung gewährten ihm auch ein subjektives Recht, im Wege der Klage gegen die Überstellungsanordnung vorzugehen.
Das OVG prüfte zunächst, welcher Mitgliedsstaat für die Prüfung des Asylantrags des Klägers zuständig war. Hierzu führte es aus, dass ursprünglich Italien, wo der Kläger zuerst Asyl beantragt hatte, für die Prüfung seines Antrags zuständig gewesen sei. Allerdings bleibe aufgrund der Einreise des Klägers nach Deutschland und trotz des Antrags Deutschlands an Italien, die Zuständigkeit zu übernehmen, Deutschland gem. Art. 20 Abs. 2 Dublin II-VO zuständig, da die Überstellung nach Italien nicht innerhalb der in Art. 20 Abs. 1 (d) der Dublin II-VO vorgesehenen 6-Monatsfrist veranlasst worden war. Diese habe zu laufen begonnen, weil die italienischen Behörden auf den Antrag Deutschlands, Verantwortung für den Asylantrag des Klägers zu übernehmen, nicht innerhalb von zwei Wochen reagierten und damit nach Ablauf der zwei Wochen die Fiktion der Verantwortungsübernahme nach Art. 20 Abs. 1 (c) der Dublin II-VO eingriff. Das OVG stellte ausdrücklich klar, dass bei Ablauf der 6-Monatsfrist gem. Art. 20 Abs. 1 (d) der Dublin II-Verordnung der ersuchende Mitgliedstaat auch bei Anerkennung der Verantwortung durch den ersuchten Mitgliedstaat weiterhin zuständig bleibt.
Das OVG setzte sich im Weiteren mit der Frage auseinander, ob die Ablehnung des Antrags auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung gem. § 80 Abs. 5 VwGO, den der Kläger gegen die Anordnung BAMF gestellt hatte, die 6-Monatsfrist unterbrochen hat bzw. diese aufgrund der Ablehnung neu zu laufen begann. Hierzu führte das OVG aus, der Antrag gem. § 80 Abs. 5 VwGO stelle keinen Rechtsbehelf mit aufschiebender Wirkung im Sinne von Art. 20 Abs. 1 (d) der Dublin-VO dar. Dies deshalb, weil nach deutschem Verwaltungsrecht nicht der Antrag nach § 80 Abs. 5 VwGO an sich aufschiebende Wirkung hat, sondern diese erst mit stattgebender Entscheidung des Gerichts entsteht. Das Gericht erläuterte weiter, dass dies ebenso für die Anfechtungsklage gegen den Bescheid des BAMF gelte, da im Unterschied zu anderen Klagen nach deutschem Verwaltungsrecht § 75 AsylVerfG ausdrücklich regelt, dass Klagen nach dem AsylVerfG keine aufschiebende Wirkung haben.
Das OVG stellte schließlich fest, dass der Antragsteller im vorliegenden Fall ein Recht auf gerichtliche Prüfung der mitgliedstaatlichen Zuständigkeit für die Prüfung seines Asylantrags nach dem Dublin-Verfahren hatte und dass dieses Recht verletzt wurde. Zwar existiere in diesem Zusammenhang kein allgemeines subjektives Recht für Antragsteller, die Rechtsprechung des EuGH erkenne jedoch Ausnahmen hierzu an. Das OVG betonte in diesem Zusammenhang vor allem den Zweck des Dublin-Systems, effektiven Zugang zu asylrechtlichen Verfahren zu gewähren und internationalen Schutz zu garantieren. Im vorliegenden Fall könnte der Antragsteller beispielsweise in die Situation geraten, dass sich kein Mitgliedstaat als für die Prüfung des Asylantrags zuständig fühle, weil Italien auf Deutschlands Zuständigkeit wegen des Ablaufs der 6-Monatsfrist bestehen könnte.
Dementsprechend wurde das Recht des Antragstellers auf Zugang zu einem Asylverfahren in der Europäischen Union gem. Art. 18 der Europäischen Grundrechtecharta sowie gem. Art. 3 Abs. 1 Dublin II/III-VO verletzt (das Gericht führte aus, dass dies in dem Fall anders sein mag, in welchem der ersuchte Mitgliedstaat klarstellt, dass er trotz Ablaufs der 6-Monatsfrist seine Zuständigkeit anerkennt).
Der angefochtene Bescheid des BAMF hinsichtlich der Überstellung nach Italien wird aufgehoben. Deutschland ist für die Prüfung des Asylantrags des Klägers zuständig.
Abänderung des Urteils des Verwaltungsgerichts Trier vom 14. August 2014 (Az. 2 K 426/13.TR)
German Press Agency (dpa) Report dated 31. July 2015 “Number of Asylum Seekers raises to record high in July” (Asylbewerber-Zahl steigt im Juli auf Rekordhoch)
Spiegel Online Report dated 20 July 2015 “EU ministers fail to agree in refugee question” (EU-Minister verpassen Einigung in Flüchtlingsfrage)
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High Administrative Court of Munich (VGH München), Urteil dated 28 February 2014 – 13a B 13.30295
High Administrative Court of Munich (VGH München), Urteil dated 2 February 2015 – 13a ZB 14.50068
High Administrative Court of Mannheim (VGH Mannheim), Urteil dated 29 April 2015 – A 11 S 121/15
High Administrative Court of Munich (VGH München), Urteil dated 20 May 2015 – 11 ZB 14.50036
High Administrative Court of Schleswig (OVG Schleswig), Beschluss dated 24 February 2015 – 2 LA 17/15
High Administrative Court of Mannheim (VGH Mannheim), Urteil dated 27 August 2014 – A 11 S 1285/14
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High Administrative Court of Koblenz (OVG Koblenz), Urteil dated 21 February 2014 – 10 A 10656/13
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High Administrative Court of Magdeburg (OVG Magdeburg), Urteil dated 2 October 2013 – 3 L 643/12
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Administrative Court of Cottbus (VG Cottbus), Beschluss dated 24 July 2014 – 1 L 174/14.A
Administrative Court of Cologne (VG Köln), Urteil dated 27 August 2014 – 3 K 411/14.A
Administrative Court of Augsburg (VG Augsburg), Urteil dated 11 September 2014 – Au 7 K 14.50016
Administrative Court of Münster (VG Münster), Urteil dated 19. November 2014 – 1 K 1136/14.A
Administrative Court of Karlsruhe (VG Karlsruhe), Beschluss dated 30 November 2014 – A 5 K 2026/14
Administrative Court of Sigmaringen (VG Sigmaringen), Urteil dated 28 January 2015 – 1 K 500/14
Administrative Court of Göttingen (VG Göttingen), Beschluss dated 28 November 2013 – 2 B 887/2013
Administrative Court of Regensburg (VG Regensburg), Beschluss dated 13 December 2013 – RO 9 S 13.30618
Administrative Court of Ansbach (VG Ansbach), Beschluss dated 31 March 2014 – AN 9 S 13.31028
Administrative Court of Düsseldorf (VG Düsseldorf), Beschluss dated 7 April 2014 – 2 L 55/14.A
Administrative Court of Munich (VG München), Gerichtsbescheid dated 28 April 2014 – M 21 K 13.31396
Administrative Court of Hamburg (VG Hamburg), Beschluss dated 4 June 2014 – 10 AE 2414/14
Administrative Court of Würzburg (VG Würzburg), Beschluss dated 11 June 2014 – W 6 S 14.50065